Gestern besuchte ich das Oberseminar in Darmstadt. Der Vortrag ging um „Untergrund“-Literatur vor dem französischen Revolution. Für mich war es sehr interessant wie der Vortragende mit den Quellen umgegangen ist.
Es war für mich einen interessanten Einblick in den Vorgehensweise eines Historikers und Forschung in der Geschichtswissenschaft. Vor allem der kritische Umgang mit Quellen hat mir wieder vor Auge geführt, wie wichtig es ist, die Motiven der Autoren zu hinterfragen und auch den tatsächlichen Zeitpunkt der Veröffentlichung zu beachten. Zusätzlich ist auch die Wirkung solche Texte zu bewerten, wenn man solche Texte für bestimmte politische Prozesse als Einflussfaktor heranziehen will.
Für meine Arbeit habe ich auch einige Anregungen bekommen, die ich hier kurz notieren will.
Erstens möchte ich die Rolle der Landstände nicht unterschätzen. Hier möchte ich erforschen, wie weit diese Personen vielleicht hinter der Kulissen aktiv waren. Man hat den Eindruck, dass die Hauptauseinandersetzung zwischen Großherzog, seine Regierung und den Liberalen im Lande stattgefunden hat. Möglicherweise waren aber die Landstände auch weiterhin aktiv und im Prozess einflussreicher als man es aus der bisherigen Literatur wahrnimmt.
Zweitens möchte ich gern mehr herausfinden, ob Geheimgesellschaften wie die Freimauerer auch eine aktivere Rolle in Hessen gespielt haben. Bisher habe ich gar keine Hinweise bekommen, dass solche Gesellschaften tätig waren. Hier möchte ich aber nicht allzu viel Zeit.
Wichtiger waren für mich die Überlegungen was für „Veröffentlichungen“ gab es, wer waren die Autoren und Konsumenten. Ich habe mir vorgenommen Informationen zu den Druckereien und Verläge herauszufinden und zu schauen, was in dieser Zeit von wem über was veröffentlich würde.
Das alle vergrößert den Umfang meiner Recherche etwas und ich möchte genau aufpassen, dass ich den Fokus behalte.
Gestern habe ich mich auch mit einem Mitarbeiter des Büchnerhauses. Wir haben unter anderen über den „großen Ludwig“ gesprochen aka. die Verfassungssäule in Darmstadt. Ursprünglich sollte der Denkmal viel kurzer sein mit dem Großherzog viel näher zum Boden und bildlich zum Volk. Hier würde ich auch gern mehr erfahren.
Dazu haben wir über Ernst Emil Hoffman ein liberal denkende und handelnde Geschäftsmann, der in Darmstadt sehr beliebt war aber es nicht gescheut hat gegen den Großherzog für liberale Prinzipien zu agieren. Er ist soweit ich mich entsinnen kann erst spät im Verfassungsprozeß aktiv geworden und erst nach der Verabschiedung politisch aktiv geworden. Allerdings ist das nur meinen ersten Eindruck. Hier würde ich auch gern mehr herausfinden.
Das war ein gutes und aufschlussreiches Gepräch für mich, vielen Dank dafür! Immerhin war die 1820er Verfassung die, die Georg Büchners Freund und Mentor Friedrich Weidig ausweislicher der Protokolle seiner „Schulvisitionen“ von seinen Schülern auswändig lernen ließ. Und im Titel der illegalen Flugschrift „Leuchter und Belechter für Hessen“ schrieb er:
“ Diese Zeitschrift erscheint kraft der von den Großh. Hessischen Ministern beschwornen Verfassung, nach welcher die Presse und der Buchhandel frei ist“
Das Gespräch fand ich auch sehr interessant. Auch vielen Dank!